Außenaufnahmen: Annie Ernaux und Fotografie

Wenn ich die Bewegungen, Haltungen und Worte der Menschen, denen ich begegne, zu Papier bringe, erwecke ich die Illusion, ihnen nahe zu sein. Ich spreche nicht mit ihnen, ich beobachte und höre ihnen nur zu. Und doch sind die Gefühle, die sie in mir wecken, real. Vielleicht versuche ich auch, durch sie, ihre Haltung oder ihre Gespräche etwas über mich selbst herauszufinden. (Wenn ich in der Metro jemandem gegenübersitze, frage ich mich oft: „Warum bin ich nicht diese Frau?“)‘ „Annie Ernaux Exteriors: Annie Ernaux and Photography“ vereint die gefeierten Schriften der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux mit Fotografien aus der Sammlung des Maison Européenne de la Photographie von Fotografen wie Harry Callahan, Claude Dityvon, Dolorès Marat, Daidō Moriyama, Janine Niépce, Issei Suda, Henry Wessel und Bernard Pierre Wolff. Dieses Projekt des Autors und Kurators Lou Stoppard greift Ernaux' einzigartiges künstlerisches Bestreben auf, „die Realität mit den Augen eines Fotografen zu beschreiben und das Geheimnis und die Undurchsichtigkeit der Leben, denen ich begegnete, zu bewahren“. Es deckt die tiefgreifenden Auswirkungen auf, die sich schriftliches und visuelles Bild gegenseitig beeinflussen können. Damit schlägt es eine neue Denkweise über Literatur und Fotografie vor und zeigt, wie gemeinsame Themen – wie Klasse, Reisen, soziale Stereotypen und individuelle Identität im modernen urbanen Umfeld – zwischen diesen beiden Formen erforscht werden können. Begleitet von einer Ausstellung im MEP, Paris, die am 28. Februar 2024 eröffnet wird.